Stabile, unterstützende Beziehungen haben eine unglaubliche Kraft. Untersuchungen zeigen, dass eine hohe Ehequalität mit niedrigerem Blutdruck, weniger Stress, weniger Depressionen und einer höheren Lebenszufriedenheit einhergeht.1
Doch so sehr eine ausgeglichene und gesunde Beziehung sich positiv auf das Wohlbefinden auswirken kann, nicht alle Ehen funktionieren so gut. Kritik, Streit oder das Gefühl, von Ihrem Partner, Ihrer Partnerin enttäuscht zu werden, können Ihre psychische Gesundheit ruinieren.
“Menschen verlieben sich immer in die perfektesten Aspekte der Persönlichkeit des anderen. Wer würde das nicht tun? Jeder kann die wunderbarsten Seiten einer anderen Person lieben. Aber das ist nicht wirklich schwierig. Die wahre Kunst steckt hinter dieser Frage: Kannst Du die Schwächen akzeptieren? Kannst Du die Fehler Deines Partners ehrlich benennen und sagen ‘Ich kann damit umgehen. Ich kann etwas daraus machen’? Denn die guten Dinge werden immer da sein, das wird immer schön und glänzend sein, aber der Mist darunter kann Dich ruinieren.”
– Elizabeth Gilbert (US-amerikanische Schriftstellerin)
Eine gesunde Beziehung aufrechtzuerhalten ist komplex und und das Überleben einer Ehe über die Flitterwochen hinaus ist für viele Paare eine echte Herausforderung. Der Stress und die Belastungen des Alltags, das Auftreten lästiger Gewohnheiten, Kommunikationsblockaden und eine nachlassende emotionale Bindung können eine ansonsten glückliche Partnerschaft schnell aus der Bahn werfen.
Traurigerweise ist das Scheitern von Ehen ein zunehmend verbreitetes Phänomen in westlichen Gesellschaften. Eine Ehe kann Ihre psychische Gesundheit zerstören.
Und zwar wie folgt.
Eheliche Konflikte
Jede Meinungsverschiedenheit in der Ehe bedeutet Stress, aber wenn der Konflikt angemessen bewältigt wird, kann dies Paaren helfen, einander besser kennenzulernen und ihre Beziehung zu vertiefen.
Ein fortlaufend ungelöster Konflikt aber ist schädlich. Untersuchungen zeigen: Wenn es in einer Beziehung kontinuierlich Streit gibt, dies die Prozesse einschränkt, die zu einer guten psychischen Gesundheit führen.2
Ist eine Person mit ständigen Konflikten konfrontiert, kann sie sich zurückgewiesen und emotional abgekoppelt fühlen. Dies wiederum mindert den Wunsch, Unterstützung zu suchen. Ungelöste Konflikte können den Schlaf und die Stimmung beeinträchtigen und zu Angstzuständen und Depression führen. Wenn die Zukunft einer Ehe nicht vielversprechend ist, kann sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit breit machen.
Eheliche Auseinandersetzungen wirken sich auch auf andere Lebensbereiche aus, wie etwa Kindererziehung oder Arbeit. Dann treten depressive Symptome indirekt über Funktionseinschränkungen auf.2
Es gibt viele gesundheitliche Folgen, die mit ehelichen Konflikten in Verbindung gebracht werden. Eine über fast 20 Jahre laufende Studie mit Daten von 250 Paaren zeigte, dass Paare, die sich schon zu Beginn ihrer Ehe regelmäßig gestritten hatten, dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch beibehielten. Partner, die häufig miteinander stritten, fühlten sich eher einsam und wiesen eine schlechtere körperliche Gesundheit auf als andere ihres Alters.3
Konflikte in einer Beziehung können schädliche Reaktionen im Körper hervorrufen wie Entzündungen, Veränderungen beim Appetit und eine erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen. Anhaltender Stress wiederum betrifft verschiedene Gesundheitsaspekte von Herz-Kreislauf-Funktionen bis hin zu Immunität.
Ein Ehekonflikt ist besonders schädlich für die psychische Gesundheit, wenn Feindseligkeit, Aggressionen oder missbräuchliches Verhalten im Spiel sind.
Bindung im Erwachsenenalter
So wie schon früh im Leben Bindungen zwischen Säuglingen und Eltern entstehen, ist auch die romantische Liebe ein Bindungsprozess.4 Wichtig ist, dass Bindung im Erwachsenenalter die psychische Gesundheit vorhersagt – Erwachsene, die als Kinder positive Bindungen erfahren haben, werden mit größerer Wahrscheinlichkeit stabilere und befriedigendere Beziehungen als Erwachsener aufbauen.
Was also ist Bindung?
Die Bindungstheorie erklärt, wie Menschen emotionale Bindungen aufbauen, um Grundbedürfnisse zu befriedigen, und zeigt auf, inwiefern psychische Störungen wie Depressionen oder Angstzustände mit der Unterbrechung dieser Bindungen zusammenhängen.
Unsichere Formen von Bindung in der Kindheit wirken sich im Erwachsenenalter auf Nähe und emotionale Intimität in den Beziehungen aus. Das kann Menschen dazu bringen, sich mehr Sorgen darum zu machen, von ihren Partnern nicht genügend geschätzt oder verlassen zu werden.
Menschen, die in der Kindheit keine guten Bindungserfahrungen gemacht haben, sind nicht immer unselbständig und zurückgezogen oder anhänglich und fordernd. Bestimmte stressige Situationen aber können den Umgang mit unbewussten Wünschen und emotionalen Bedürfnissen erschweren, was wiederum die Stabilität und die Qualität einer Beziehung gefährden kann. So kann es zum Beispiel einer Person mit schlechten Bindungserfahrungen in der Kindheit als Erwachsener schwer fallen, einem Partner zu vertrauen. Menschen mit einem ängstlich-vermeidenden Bindungsstil sehnen sich womöglich nach Aufmerksamkeit.
Warum also spielt ein Bindungsstil in der Ehe eine Rolle?
Das Zusammenspiel von zwei individuellen Bindungsstilen hat Auswirkungen auf den Verlauf einer Beziehung. Zum Beispiel ist es für jede/n schwierig, mit einem/r unsicheren, unorganisierten Ehepartner/in verheiratet zu sein. Diese Beziehungen sind hektisch und unstabil. Diese Art von Mensch ist unberechenbar und kompliziert, hat oftmals psychische Probleme. Mit einer solchen Person verheiratet zu sein, kann Ihre psychische Gesundheit ruinieren.
Kindheitstrauma
Unbehandelte Kindeheistraumata wirken sich auch im Erwachsenenalter noch auf eine Person aus. So ist eine Person, die ein Kindheitstrauma erfahren hat, möglicherweise in ihrer Kommunikation passiv, passiv-aggressiv oder aggressiv. Sie kann indirekt und apologetisch oder unehrlich, beschuldigend und kontrollierend sein. Dieses Verhalten kann eine Beziehung sehr stark belasten. Ein unverarbeitetes Trauma ist eine dynamische Kraft in einer intimen Beziehung, sorgt oftmals für emotional aufgeladene Meinungsverschiedenheiten, Missverständnisse und Zweifel. Für den Partner, der sich dem stellen muss, kann das eine unglaubliche Herausforderung sein.
Einsamkeit
In einer Ehe hält Einsamkeit Einzug, wenn eine Person das Gefühl hat, dass ihr Partner/in ihre Bedürfnisse und Wünsche nicht versteht. Ein Mangel an Aufmerksamkeit erhöht das Risiko für psychische Erkrankungen wie Angstzustände und Depression. Gründe hierfür können sein, dass der Partner/in ein Workoholic und niemals zu Hause ist. Oder es steckt eine bösere Absicht dahinter, wenn man etwa von einem Narzissten ignoriert wird. Das Gefühl der Einsamkeit in einer Ehe hat Folgen. Wenn eine Person einsam ist, ist sie beispielsweise weniger animiert, gesunde Aktivitäten und Verhaltensweisen wie Sport oder gesunde Ernährung zu ergreifen. Einsamkeit wirkt sich auch negativ auf den Schlaf aus, erhöht den Stress, mindert das Selbstwertgefühl und führt zu einer Spirale von negativem Denken.
Toxizität unter dem Deckmantel der Liebe
Extreme Ereignisse und Umstände schaden offensichtlich der psychischen Gesundheit, darunter zum Beispiel häusliche Gewalt. In einer Ehe aber gibt es auch viele Feinheiten, die das psychische Wohlbefinden aus dem Lot bringen können. Es braucht seine Zeit, jemanden kennenzulernen. Narzissten können zu Beginn einer Beziehung charmant sein, aber wenn man einen Narzissten heiratet, kann das Leben in ein, zwei Jahren oder sogar in wenigen Monaten ganz anders aussehen. Der psychologische Schaden, den ein Narzisst verursachen kann, ist unermesslich. Mit einem Narzissten verheiratet zu sein, kann zu einem geringen Selbstwertgefühl, zu verminderten gesunden Beziehungen zu anderen und zu einem eingeschränkten Zugang zu den Ressourcen führen, die das Wohlbefinden unterstützen. Mit einem narzisstischen Ehepartner/in werden Sie wahrscheinlich emotionalen Missbrauch, verbalen Missbrauch, generell schlechtes Verhalten und Schweigen erleben. Angstzustände und Depression entwicken sich häufig aufgrund von narzisstischem Missbrauch.
Belastung durch Verwandte
Die Eltern-Kind-Beziehung kann weitreichendere Auswirkungen auf eine Ehe haben als erwartet. Es gibt online Hunderte von Artikeln über das Überleben einer Ehe mit den “Schwiegereltern”! Ohne gesunde Grenzen können Eltern, Geschwister und andere nahe Verwandte in einer Ehe Konflikte und Verwirrung auslösen. Wenn dann noch Geld im Spiel ist (Eltern, die zu einem Hauskauf beitragen, zum Beispiel) können zudem viele Bedingungen gestellt werden. Das kann enormen Druck auf eine Ehe ausüben und das Selbstwertgefühl mindern.
Differenzen bei der Kindererziehung
Es ist eine Tatsache, dass Kinder eine Ehe belasten, vor allem, wenn sie noch klein sind. Es ist normal, dass Paare unterschiedliche Meinungen zu den verschiedensten Dingen haben, und das gilt auch für die Kindererziehung. Wenngleich Meinungsverschiedenheiten bei der Kindererziehung erwartbar sind, können sie doch, wenn sie ungelöst bleiben, Risse in eine Beziehung bringen. Differenzen bei Erziehungsfragen können zu einer emotionalen und körperlichen Trennung führen, einem Vertrauensverlust und verändertem Verhalten. Auseinandersetzungen über die Kindererziehung gefährden eine Beziehung und wirken sich negativ auf die Kinder aus. Stress in der Kindererziehung, speziell wenn es um Meinungsverschiedenheiten geht, kann zu Depressionen führen.
Wiederherstellung der durch eine Ehe zerstörten psychischen Gesundheit
Jeder Mensch kann in seinem Leben an einen Punkt gelangen, an dem er/sie nicht mehr weiterzukommen scheint oder sich großen Herausforderungen gegenübersieht. Traumatisierende Kinderheitserfahrungen, Verluste, Trennungen, psychologischer oder körperlicher Missbrauch und chronischer Stress können Ursachen für die Entwicklung von Ängsten, Depression, Burnout, Suchtverhalten oder Essstörungen sein. Coaching kann helfen und Ihnen den Weg ebnen heraus aus dem Dunkel ins Licht.