Das Residenzmodell als Strategie von narzisstischen Müttern

Kann er mir die Kinder wegnehmen?

Die Drohung eines mutmaßlich narzisstischen Vaters, die Kinder könnte ihm weggenommen werden, ist eine Strategie, die (Ex-)Partnerinnen in Verunsicherung versetzt. Die Antwort darauf ist meist klar: Nein.

Obwohl wir das Thema an dieser Stelle schon fast abschließen könnten, spüre ich, dass du dennoch viele Fragen hast. Das war bei mir zu Beginn nach der Trennung ebenfalls so. Wenn du kein ernsthaftes Suchtproblem hast und dich immer gut um deine Kinder gekümmert hast, wird es in der Regel nicht dazu kommen, dass dir die Kinder auf Wunsch deines Ex-Mannes weggenommen werden – selbst wenn der eine oder andere toxische Narzisst solche Szenarien versucht. Solche Fälle sind zwar tragisch, aber die Ausnahme, wenn man die jährlich tausendfach verhandelten Trennungsfälle betrachtet.

Wichtig ist, dass du dir bewusst wirst, welche Glaubenssätze du nach der Trennung übernimmst. Lass dich nicht von den Wutausbrüchen deines Ex verunsichern. Es ist eher selten, dass einem krankhaften Narzissten die Kinder zugesprochen werden – wenn das passiert, gab es meist viele Fehler bei der Vorbereitung und Beratung, die zu Missverständnissen führten.

Der typische Narzisst aber verfolgt eine andere Strategie, die sehr gut in den aktuellen Gerichtsverfahren funktioniert. Sei aufmerksam, besonders am Anfang der Trennung!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich nach der Trennung alles daran gesetzt habe, kompromissbereit und kooperativ zu sein – aus der Hoffnung heraus, Konflikte zu vermeiden. Ich wollte keine ständigen Streitigkeiten, kein Drama vor Gericht. Hast du auch diese Haltung? Viele Frauen, die sich von einem narzisstischen Partner trennen, neigen dazu, keine Konflikte zu suchen und alles zu tun, um den Frieden zu wahren. Doch diese Toleranz kann sich als fatal herausstellen, wenn du nicht achtsam bist.

Er fordert, im gemeinsamen Haus zu bleiben? Kein Problem, ich ziehe aus. Er möchte die Kinder an bestimmten Tagen sehen? Okay, kein Thema. Doch gerade in dieser ersten Phase nach der Trennung ist es wichtig, nicht alles zu akzeptieren. Du wirst dich später fragen, warum du dir so viele Zugeständnisse gemacht hast.

Die Devise lautet: Sei klug, nicht hart!

Die Metamorphose des narzisstischen Vaters

Interessant ist die Verwandlung, die viele narzisstische Männer nach der Trennung durchmachen. Aus der Person, die wenig Verantwortung übernommen hat, wird plötzlich der selbsternannte “super Papa”, der zu den Kindern eine innige Bindung aufbauen möchte. Diese “Vatergefühle” sind jedoch oft nichts weiter als eine Strategie, um Kontrolle auszuüben.

Es spielt keine Rolle, ob er zuvor überhaupt Zeit für die Kinder hatte oder sich jemals gekümmert hat. Sobald du die Trennung vollziehst, entdeckt er plötzlich seine “Vaterpflichten” und will sich um die Kinder kümmern. Du solltest hier aufpassen – es ist nicht dein Fehler, dass er das Gefühl hat, er müsse sich jetzt um alles kümmern, nachdem du gegangen bist.

Mein Rat an dich: Lass dich nicht auf das Wechselmodell ein, wenn deine Kinder noch klein sind. Kinder in diesem Alter brauchen Stabilität und Bindung, und das ständige Hin und Her zwischen den Eltern sorgt nur für Unsicherheit. Es gibt viele Erkenntnisse, die zeigen, dass das Wechselmodell für Kleinkinder schädlich sein kann, wie zum Beispiel die Warnungen von Experten aus Frankreich.

Wenn das Wechselmodell aber doch zur Diskussion steht, musst du einige Dinge berücksichtigen: Es funktioniert nur dann, wenn die Kinder älter sind, wenn die Eltern nahe beieinander wohnen und eine gewisse Kommunikation möglich ist. Das Wechselmodell mit einem Narzissten kann nur unter sehr speziellen Bedingungen erfolgreich sein – und oft ist es einfach nicht die richtige Wahl.

Das Wechselmodell mit einem Narzissten: Ein riskantes Unterfangen

Das Problem beim Wechselmodell mit einem narzisstischen Partner ist, dass es ständig zu Konflikten kommen kann. Du wirst weiterhin in Kontakt mit ihm bleiben müssen und oft wirst du den Eindruck haben, dass er dich in seinen Entscheidungen beeinflussen kann. Das Wechselmodell gibt ihm die Möglichkeit, weiterhin Kontrolle über dein Leben zu haben, und das willst du vermeiden.

Setze klare Grenzen und sei dir bewusst, dass das Residenzmodell – bei dem die Kinder hauptsächlich bei dir leben und nur zu bestimmten Zeiten ihren Vater sehen – eine stabilere Lösung für die Kinder darstellen kann. Der Aufwand und die Energie, die es braucht, das Wechselmodell durchzusetzen, können dich emotional und mental sehr belasten.

Die Manipulation durch die Familie des Narzissten

Oft wird das Wechselmodell nicht nur durch den Narzissten selbst, sondern auch durch seine Familie – etwa durch die Mutter des Ex-Partners – vorangetrieben. Die Großmutter könnte in diesem Fall ebenfalls versuchen, Einfluss zu nehmen, um sicherzustellen, dass die Kinder regelmäßig auch bei ihr sind. Dies kann dazu führen, dass die Kinder ständig zwischen verschiedenen Bezugspersonen hin- und hergereicht werden, was ihnen nicht gut tut.

Fazit: Mach es ihm nicht zu einfach

Die erste Zeit nach der Trennung ist oft die schwierigste. Lass dich nicht von seinem charmanten Verhalten täuschen und sei vorsichtig bei scheinbar harmlosen Vereinbarungen. Wenn er plötzlich das Wechselmodell vorschlägt oder es als “Versuch” anbringt, dann nimm dir Zeit, darüber nachzudenken und konsultiere einen erfahrenen Anwalt. Es ist wichtig, dass du als Mutter eine starke Position einnimmst und nicht zulässt, dass deine Entscheidungen von seinem manipulativen Verhalten beeinflusst werden.

Die beste Lösung für die Kinder ist eine stabile und liebevolle Betreuung, die ihnen die nötige Sicherheit gibt – und dafür musst du als Mutter sorgen.

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